Nicht nur bei Privatkunden sondern auch im Business Bereich herrscht mancherorts eine Gratismentalität vom Feinsten und genau um diese Gratismentalität im B2B Bereich geht es in diesem Blogbeitrag.
Dürfen wir deine Bilder verwenden?
Boah, wie genial! Du bist ganz aus dem Häuschen, weil du eine Anfrage eines kommerziellen Kunden im E-Mail-Postfach oder am Telefon hast. Meine Bilder sollen verwendet werden?! JUHU !!! Du bist total happy machst innerlich einen Freudensprung nach dem anderen… bis, ja, bis sich herausstellt, dass der Kunde nichts bezahlen will. Nichts??? Ja, wie jetzt??? Völlig verwirrt weißt du erst mal gar nicht wie du reagieren sollst. Macht man das so? Ganz schmackhaft wird es dir gemacht, denn mit der Veröffentlichung bekommst du jede Menge Publicity. Denkst du zumindest. Du träumst von neuen Followern und Folgebuchungen. Du willigst ein. Dein Belegexemplar präsentierst du freudig als Errungenschaft, oder auch nicht, weil dir mittlerweile bewusst geworden ist, dass das irgendwie nicht der ideale Deal war…
Magazine, die ihre Cover mit Bildern schmücken, die sie ausschließlich gegen Namensnennung ohne die Zahlung eines Honorares veröffentlichen. Bücher, die ihre Bilder mit Gratis- und Billigbildern füllen. Kalender, die ihre Bilder für maximal 1€ pro Stück einkaufen, Produkthersteller, die ihr Produkt überlassen, wenn sie Bilder im Gegenzug bekommen. Letzteres ist durchaus ok, wenn das Produkt einen entsprechenden Wert hat, aber eine Packung Tierfutter oder ein Halstuch, das ist keine gerechte Entlohnung. (Achtung auch „Produktegeschenke“ müssen als Einnahme versteuert werden.)
Schnäppchenjagd bei Bildlizenzen
Mir tut es in der Seele weh den Preisverfall bei Bildrechten und die geringe Wertschätzung zu erleben, die uns Tierfotografen entgegen gebracht wird. Aber das geht nicht nur uns so, man kann es fast auf die komplette Fotografenbranche ausweiten.
In den letzten Jahren häufen sich derartige Kundengespräche und Erfahrungen während der Neukundenakquise und Bestandskundenpflege für unsere Tierfotoagentur enorm. Gefühlt sind fast alle auf der Suche nach Gratisbildern und Schnäppchen. Ja es gibt sie, die sehr gut zahlenden Kunden, ABER immer mehr gewerbliche Kunden versuchen an eure Bilder gratis heran zu kommen. Mit Erfolg. Ganz extrem im Social Media Bereich, aber auch für Print und Werbezwecke. Aber das muss nicht sein!
Versteh mich nicht falsch. Ich liebe Schnäppchen! Aber ich weiß auch, dass Qualität ihren Wert hat ist und natürlich auch mehr kostet und dass ich ein hochwertiges und hochpreisiges Produkt mit einem Schnäppchen an anderer Stelle ausgleichen kann, um auf eine gesunde Mischkalkulation zu kommen. Nur bewegt sich diese Mischkalkulation immer häufiger in einem absolut ungesunden Bereich, nämlich gefühlt im Bereich zwischen billig und gratis.
Wie um Himmels Willen soll ein Fotograf davon leben können???
Ach stimmt, er muss ja nicht davon Leben, denn er macht das ja als Hobby. Hmmmm… Finde den Fehler!
Deine Bilder sind wertvoll!
Natürlich freut man sich riesig, wenn ein kommerzieller Kunde anfragt, ob er ein Bild veröffentlichen darf. Es ist schon wie eine kleine Auszeichnung. Meine Bilder sind so gut, dass ein Unternehmen sie verwenden möchte. ABER Lass dich nicht mit einer Namensnennung oder einem Produkt abspeisen! Deine Bilder sind mehr Wert als das!
Wo früher teils hunderte Euros inkl. Namensnennung geflossen sind, reicht heute eine Namensnennung und Verlinkung zum Social Media Profil und wenn man Glück hat noch zur Website.
Wenn du dir von der Namensnennung Publicity mit Folgebuchungen für deine Shootings erhoffst kann ich dir sagen, das wird nicht funktionieren! Ein herkömmlicher Leser beachtet diese Copyrightverweise nicht! Darauf achten ausschließlich andere Fotografen und ganz vereinzelt mal ein anderer Verlag, aber keine Privatpersonen.
Anders verhält es sich, wenn du einen mehrseitigen Beitrag z.b. in einem Magazin veröffentlichen darfst, in dem es ausschließlich um deine Tierfotografie geht. Dann wird ein Leser schon mal darauf aufmerksam, dass du Tiere fotografierst. Aber du kannst noch so viele Cover verschenken, du wirst damit keine Kunden anziehen!
Wieviel ist eine Referenz wert?
Hand aufs Herz, wieviel ist eine Referenz wert, für die du kein Geld erhalten hast? Genau, exakt 0 € und somit Nichts. *schluck* Die Wahrheit kann weh tun, aber genau so ist es. Am Ende kannst du dich nicht mal mit solchen Referenzen rühmen, denn wenn jemand nachfragt, wieviel du dafür erhalten hast, und du mit „Nichts“ antwortest, dann ist das doch schon sehr bedrückend, oder?
Die Frage ist, würde der „Kunde“ dein Bild auch veröffentlichen, wenn er dafür ein angemessenes Honorar bezahlen müsste?
Auch wenn du davon vielleicht nicht viel hältst, in beide Richtungen muss ein adäquater, also angemessener Energieausgleich stattfinden und das ist in dem Fall nunmal das Geld oder alternativ Ware in einem angemessenen Wert. Beachte hierbei, dass die Herstellungskosten deutlich niedriger als die Verkaufskosten sind. Das darfst du bei deiner Entlohnung für dich durchaus positiv nutzen.
Bildlizenz gegen Geld. Geld gegen Bildlizenz. Deal or no Deal.
Es gehören immer 2 Parteien dazu. Eine, die ein Bild gratis heraus gibt und ein, die ein Bild gratis annimmt. Auf beiden Seiten setzt sich der Gedanke fest, dass man für Bilder nichts bekommt bzw. nichts bezahlen muss und das ist vor allem gefährlich für die Fotografen.
Doch auch ein Bildnutzer tut sich keinen Gefallen mit dieser Einstellung, denn diese Gratismentalität wirkt sich negativ auf dessen Unternehmen aus. Stichwort kaputtsparen. Natürlich tut man gut daran Kosten einzusparen, aber bitte nicht auf Kosten unwissender Dritter!
Je nach Verwendungszweck sind deine Bilder locker mal einen dreistelligen Betrag wert, gerade im Social Media Werbebereich.
Hör auf deine Bilder zu verschenken!
Du betreibst deine Tierfotografie als Hobby und willst oder brauchst keine Lizenzhonorare? Das ist völlig okay!
ABER bitte überlasse in diesem Fall keinem gewinnorientierten Konzern dein Bildmaterial gratis. Die komplette Fotografenbranche wird es dir danken!
Stell dir vor ein Hobbybäcker bäckt leidenschaftlich gern Kuchen, Torten und Brötchen und jedem Wildfremden, der anfragt bäckt er etwas gratis. Stell dir vor es gibt viele Hobbybäcker und ein Großteil macht das so. Wie wirkt sich das wohl auf die Bäckereien aus? Aber ich backe doch so gerne und bin froh, wenn ich es nicht alleine essen muss. Also, ich liebe es auch zu backen, beschränke es aber auf die engste Familie und Freunde.
Du hast Zeit, Arbeit und Geld in deine Fotos gesteckt und selbst, wenn du deine Kamera geschenkt bekommen hast, hat alles in allem trotzdem einen Wert!
Wenn du mit dem Gedanken spielst mit deiner Tierfotografie Geld zu verdienen, sollte das Thema Bilder verschenken generell vom Tisch sein, ansonsten boykottierst du dich selbst und stehst deinem Erfolg selbst im Weg. Ungünstig kann ich dir sagen. Äußerst ungünstig.
Spenden statt „Geiz ist geil!“
Was kannst du alternativ tun, wenn du deine Bilder nicht verschenken willst um keine zu versteuernden Einnahmen zu generieren?
Hilf denjenigen, die auf Spenden angewiesen sind. Tierheime und Tierschutzorganisationen zum Beispiel!
Koppel deine vergebene Lizenz an eine Spende und lass dir die Spendenquittung übermitteln! Deine Kunde spendet den festgesetzten Lizenzbetrag von XXX € an eine gemeinnützige Organisation. So habt ihr beide etwas Gutes getan!
Fühl dich bitte nicht bevormundet oder angegriffen. Ich möchte einfach an deinen gesunden Menschenverstand appellieren und würde mich freuen, wenn du über meine Worte nachdenkst.
Das Modell Gratis funktioniert nur als Spende.
Frag dich selbst: Wieso solltest du einem Konzern oder Unternehmen etwas spenden? Dein Bild wird verwendet, um damit Umsatz und Gewinn zu generieren, der Einzige der nichts davon hat ist derjenige, der sein Bild gratis raus gibt.
Das gilt auch für alle Petfluenzer und Influenzer. Lasst euch nicht mit günstigen Gratisprodukten abspeisen!
Ich persönlich unterstütze gern mal gemeinnützige Organisationen mit einem gratis Bild, so sparen sie die Bildlizenz, aber alle anderen Unternehmen, die an der freien Marktwirtschaft teilnehmen, sollten gewillt sein Lizenzen zu zahlen.
Es ist nicht deine Schuld
Halten wir also fest: Es ist nicht deine Schuld, wenn du überrumpelt wirst und dich mächtig freust, wenn du eine Anfrage zur kommerziellen Nutzung deiner Bilder bekommst. Wer fühlt sich nicht geschmeichelt. Aber zur Achtung deiner eigenen Wertschöpfung und zur Fairness der kompletten Fotobranche: lass dich nicht ausnutzen und erbitte dir einen Gegenwert!
Wie denkst du über das Thema?
Lass mich gerne wissen, wie du über das Thema denkst.
Hattest du selbst schon solche Anfragen? Und wie hast du reagiert? Würdest du heute anders reagieren? Bzw. würdest du nach diesem Beitrag anders reagieren?
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